Neues von unserer Nachwuchsarbeit: Wohltätigkeitsprojekt aus Kasachstan
Neues von unserer Nachwuchsarbeit
Aufgrund der COVID-19-Pandemie konnte das Stipendienprogramm „JournalistenpraktikumPLUS 2020“ in diesem Jahr nicht wie geplant durchgeführt werden. Stattdessen gab es für unsere 15 russischen Nachwuchsjournalisten ab dem 27. Juli ein einwöchiges Web-Seminar mit viel Theorie und Praxis zu Grundlagen und Fragen des deutschen Journalismus sowie spannenden Hintergrundgesprächen mit Experten aus Medien und Politik geben.
Als Vorbereitungsaufgabe für das Seminar mussten die russischen Studenten einen Text zum Thema „Gute Nachrichten in Zeiten von Corona: Hat die Pandemie auch Positives gebracht?“ entwerfen. Im Seminar wurden die Beiträge weiter bearbeitet und unserer Facebook-Seite Journalistenpraktikum veröffentlicht. Die Autorin oder der Autor mit den meisten likes erhält ein Jahresabonnement eines großen deutschen Nachrichtenmagazins.
Nun steht die Gewinnerin fest und gerne möchten wir Ihnen den Text von Anastassia Krovitskaya zum Thema „Wohltätigkeitsprojekte in Kasachstan“ vorstellen. Viel Spaß beim Lesen!
Anastassia kommt aus Nur-Sultan in Kasachstan und sagt über sich selbst: „Ich interessiere mich für verschiedene Sprachen und Kulturen und kann fünf Sprachen wie Russisch, Englisch, Deutsch, Chinesisch und Kasachisch. Als Journalistin engagiere ich mich für die ethnische Medien und für die ethische Aspekte der Medien“.
Das Web-Seminar wird unterstützt und gefördert von Wintershall Dea, Auswärtiges Amt, der Otto Wolff Stiftung und der FAZIT-Stiftung.
Wohltätigkeitsprojekt aus Kasachstan
Ein 16-jähriger kasachischer Schüler organisierte kostenlose Online-Englisch-Kurse für Kinder von Medizinern, die gegen das Coronavirus kämpfen.
von Anastasia Krovitskaya
Ilja Khan studiert an der Milton Academy in den USA. Nach seiner Ankunft in seiner Heimatstadt Almaty im März musste Ilja ins Krankenhaus in Quarantäne. Dort traf er die Krankenschwester Aqmaral. Sie erzählte Ilja, dass sie ihrem 10-jährigen Sohn gern Englisch beibringen würde. Leider hat sie keine Zeit ihm beim Lernen zu helfen, weil sie den ganzen Tag im Krankenhaus arbeitet. Da kam Ilja die Idee, den Online-Kurs „Teaching for Heroes“ zu organisieren. Er soll Kinder von Angehörigen der Gesundheitsberufe durch kostenlosen Englisch-Unterricht unterstützen.
„Die Vorbereitungen für das Projekt dauerten mehr als zwei Wochen. Anfang Juli haben wir die Online-Kurse gestartet“, sagt Ilja Khan. „Bisher beteiligen sich über 700 Freiwillige, die meisten sind kasachische Studenten, die weltweit an führenden Universitäten und Schulen studieren“.
Almat Baisalow arbeitet als Herzchirurg im Kinderkrankenhaus der Region Türkistan im Süden Kasachstans. Er erfuhr von Facebook über die Initiative „Teaching for Heroes“. Jetzt lernen seine beiden Töchter, 10 und 14 Jahre, dort online Englisch. „Vielen Dank den Organisatoren, dass sie uns Ärzten in einer so schwierigen Zeit, wenn wir so wenig Zeit mit unseren Kindern verbringen können, unterstützen“, sagt Almat Baisalow.
Alija Tolykbajewa aus der im Westen des Landes gelegenen Großstadt Taldyqorghan arbeitet seit 25 Jahren als Managerin in der Nur-Avicenum-Klinik. Ihre Freundin, eine Frauenärztin aus Almaty, hat über die Kurse erzählt. Jetzt lernt ihr 12-jähriger Sohn Abai Englisch von einem der Freiwilligen der Initiative „Teaching for Heroes“. „Ich mag es wirklich, wie der Unterricht verläuft. Dank ihnen konnte ich in den Sommerferien mein Englischniveau halten“, erzählt Abai. Seine Mutter Alija Tolykbajewa spricht auch positiv über diese Sprachkurse: „Wir arbeiten seit fünf Monaten unter Stress, in den letzten fünf Wochen haben die Ärzte überhaupt keine freien Tage. Ich freue mich sehr, dass kasachische Jugendliche den Kindern von Beschäftigten im Gesundheitswesen in einer so schwierigen Situation helfen.“
Die Oberschwester des zentralen regionalen Krankenhauses in Talghar Ainasсh Nurgalijewa erhielt über WhatsApp eine Nachricht über die kostenlosen Englischkurse. Ihr 16-jähriger Sohn Älichan und ihre 15-jährige Nichte Aisсha entschieden sich sofort zur Teilnahme. Beide Kinder freuen sich über diese Gelegenheit ebenso wie ihre Eltern. „Während alle Mediziner gegen das verhasste Virus kämpfen, helfen uns die Organisatoren der Initiative. Dass sie unsere Kinder aus der kleinen kasachischen Stadt Talghar Englisch unterrichten, ist wirklich eine gute Sache“, sagt Ainasch Nurgalijewa.
Nach neuesten Angaben lernen aktuell mehr als 1000 Kinder Englisch auf der Online-Plattform „Teaching for Heroes“. Außerdem hat die Initiative internationales Niveau erreicht: Bürger der zentralasiatischen Nachbarländer Kirgisistan und Usbekistan haben sich dem Projekt angeschlossen. Das Ministerium für Kultur und Sport der Republik Kasachstan unterstützte die Initiative ebenfalls.
(C) Anastassiya Krovitskaya – Kasachstan