Interview Anna Eckold- Kuratorin der Ausstellung „Transistria- seen from within“
Interview Anna Eckold- Kuratorin der Ausstellung „Transistria- seen from within“
Die aff Galerie ist ein gemeinnütziger Verein in Berlin. Getragen wird dieser von 10 freien Fotografinnen und Fotografen, die sich und anderen Künstlern damit eine Plattform schaffen. Im Jahr finden in der Regel acht Ausstellungen statt, die von den einzelnen Fotografen kuratiert werden. Kulturportal Russland hat mit Anna Eckold über die aktuelle zu sehende Ausstellung „Transnistria- seen from within“ gesprochen.
7.Dezember 2018, von Anna Luisa Winkelmann
1. Frau Eckold, wie sind Sie darauf gekommen zum Thema Transnistrien eine Ausstellung zu organisieren?
Ich bin ganz zufällig auf das Thema gestoßen, als ich einen Artikel auf Open Democracy über die LGBT-Szene in Transistrien gelesen habe. Dieser Bericht wurde mit den Bildern der Künstlerin Carolina Dutca veröffentlicht. Die Künstlerinnen und Künstler sind vor Ort nahe zu unsichtbar. Mir ist die Idee gekommen, den Kunstschaffenden hier in Berlin einen Raum zu geben, um ihre Werke zeigen zu können.
2. Welche Verbindung haben Sie zu den Künstlern und was war Ihre Gedanke bei der Gestaltung dieser Ausstellung?
Über Carolina Dutca bin ich auf die weiteren Künstler gestoßen und war begeistert von der hohen Aussagekraft ihrer Bilder. Um die verschiedenen Perspektiven der Künstler zu zeigen, kam mir in den Sinn eine Gruppenausstellung zu gestalten. Das eine kam zum anderen und so hat sich der Kontakt zu den weiteren Fotografinnen und Fotografen ergeben. Die Magnum-Arbeit dieser Ausstellung ist die Arbeit von Ramin Mazur. Mit seiner perfekten Komposition zeigt ein sehr hohes Niveau seiner fotografischen Fähigkeiten. Er stellt die „verlassene Seite“ Transistriens sehr eindrücklich dar.
Der Fotograf Mikhail Kalarashan wollte zunächst nicht seine Werke ausstellen, welche die Orte im Nebel zeigen. Ich musste richtige Überzeugungsarbeit leisten, seine Fotografien zeigen zu dürfen. Seine Bilder drücken die „Klebrigkeit des Daseins“ sehr poetisch aus. Das fand ich metaphorisch sehr passend für das Thema. Dazu hat er noch einen sehr poetischen Essay verfasst, der genau dieses Thema aufgreift. Leider ist dieser bei der Vernissage etwas untergegangen.
Carolinas Werke vermitteln einen unglaublich großen Schmerz. Die Themen der häuslichen Gewalt gegenüber Frauen finde ich sehr brisant. Ich wollte das Layout ein aufzubrechen, indem ich ihre Fotografien mit den Texten wie eine Zeitung hänge. Das verschafft ihrer Arbeit einen Dringlichkeitscharakter und bietet gleichzeitig dem Betrachter eine neue Lesart.
Anton ist unglaublich produktiv. Er hat sehr viele Bilder in seinem Portfolio. Um dem gerecht zu werden haben wir uns überlegt, die gesamte Vielfalt seiner Fotografien wie in einem Cinema zu zeigen.
3. Wie wird in Transnistrien mit den Künstlerinnen und Künstlern umgegangen?
Das ist abhängig von den Künstlern selbst. In Transnistrien selber gibt es für die Fotografen keinen Raum ihre Kunst auszustellen. Ramin zum Beispiel lebt nicht mehr vor Ort. Das heißt, er stellt international viel aus und fährt für seine Fotodokumentationen auf die „verlassene Seite“. Carolina darf nicht gezeigt werden, nutzt aber viele Möglichkeiten in Moskau sowie St. Petersburg auszustellen. Sie wird häufig eingeladen ihre Kunst auszustellen und ist demnach auch viel weltweit unterwegs. Anton fotografiert derzeit viel und stellt gleichzeitig auch international seine Bilder aus. Wohin für ihn die Reise geht und ob er sich endgültig entscheidet Transitrien zu verlassen, ist für ihn aktuell nicht vorherzusagen.
4. Wie lautet Ihr Fazit zu dieser Ausstellung?
Die Kooperation mit dem ZOIS (Zentrum für Osteuropa und internationale Studien) hat uns besonders mit der Finanzierung dieser Ausstellung sehr geholfen. Während der Zusammenarbeit kam die Idee, den Artist-Talk auch auf eine wissenschaftliche und politische Eben zu bringen. Wir sind sehr glücklich und zufrieden mit der Zusammenarbeit mit dem ZOIS. So konnten wir sämtliche Kosten für die Vorbereitung sowie die Reisekosten der Künstlerinnen und Künstler nach Berlin decken. Es wird im Jahr 2019 eine weitere Kooperation zwischen der aff Galerie und dem ZOIS geben. Ganz besonders toll finden wir das Interesse von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die zu dieser Thematik arbeiten. Die Künstler haben in diesem Rahmen Anfragen erhalten, wissenschaftliche Arbeiten zu bebildern.
Wir haben sehr viel positive Rückmeldung auf die Vernissage erhalten. Zudem sind wir ganz beeindruckt, wie viele Menschen ihren Weg in unsere kleine Galerie finden und sich schon in verschiedenster Weise mit Transistrien auseinandergesetzt haben.