Interview zum Jugendforum in Krasnodar
Interview zum Jugendforum in Krasnodar
11. Juli 2017, von Viktoria Gonschorek
Vom 28.-30. Juni fand die XIV. Deutsch-Russische Städtepartnerschaft mit über 600 Teilnehmern statt. In der südrussischen Stadt trafen sich Vertreter von Städten, Gemeinden, Bürgerorganisationen und Wirtschaft, um unter dem Motto «Kontakte knüpfen – Projekte anstoßen – Vertrauen stärken: Impulse für die deutsch-russischen Beziehungen» über aktuelle und zukünftige Zusammenarbeit zu diskutieren. Bei der Eröffnung nahmen auch die Außenminister beider Länder teil, Sigmar Gabriel und Sergej Lawrow. Beide betonten in ihren Reden die Wichtigkeit des Austauschs auf kommunaler Ebene zu politisch schwierigen Zeiten.
Erstmals fand auf Initiative der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch parallel auch ein vom Auswärtigen Amt gefördertes Jugendforum statt. Hier trafen sich über 100 junge Menschen aus 14 russischen und deutschen Städtepartnerschaften. Unter professioneller Anleitung lernten sie, wie sie die gemeinsam entwickelten Projekte in die Praxis umsetzen können. Einer der Teilnehmer war Alexander Meyer (26), Masterstudent für «Politische Kommunikation» in Düsseldorf und Mitglied der Gesellschaft für Deutsch-Russische Begegnung Essen e.V., den wir zu seinen Eindrücken befragt haben.
Kulturportal Russland: Alexander, du warst auch beim Jugendforum in Krasnodar dabei. Erzähl mal, woher du überhaupt eine Verbindung zu Russland hast und wie du auf die Städtepartnerschaftskonferenz aufmerksam geworden bist.
Alexander: Ich war schon früher einmal in Russland, weil ich dort nach dem Abitur einen einjährigen Zivildienst geleistet habe. Darauf bin ich ganz zufällig gestoßen, als ich einen Freund zu einer Informationsmesse begleitet habe. Eigentlich wollte ich meinen Zivildienst in Deutschland ableisten, aber dann habe ich mich für Nischni Nowgorod entschieden. Ich hatte vorher keinerlei Kontakt zu Russland und konnte auch kein Russisch. Mittlerweile verstehe ich aber sehr gut und kann mich auch problemlos auf Russisch unterhalten. Über das Jugendamt Essen erreichte mich die Ausschreibung für eine komplett finanzierte Jugendkonferenz in Krasnodar. Mein Interesse daran war sehr groß und ich erhielt einen von zwei Plätzen.
Kulturportal Russland: Du warst das erste Mal in Krasnodar, wie hast du die Stadt wahrgenommen?
Alexander: Sehr, sehr positiv! Im Gegensatz zu Nischni Nowgorod, wo ich zurzeit ein Praktikum absolviere, ist das Wetter im südlich gelegenen Krasnodar sehr schön sommerlich. Von der Stadt habe ich nicht allzu viel mitbekommen, weil wir natürlich die meiste Zeit beim Jugendforum verbracht haben, aber ich fand die Atmosphäre in der Stadt sehr entspannt. Offenbar geht es der Stadt auch wirtschaftlich gut. Besonders beeindruckt hat mich, dass am Freitagabend die Hauptstraße in der Innenstadt für Autos gesperrt wurde und so eine große Fußgängerzone entstand, wo auch Musiker spielten.
Kulturportal Russland: Kommen wir nun zum Jugendforum selbst. Was sagst du dazu?
Alexander: Ich fand das Jugendforum sehr gut. Der Fokus lag klar auf dem Austausch und das war mir auch das wichtigste. Für mich persönlich war nur schade, dass ich den Donnerstag nicht nach dem eigentlich vorgesehenen Plan miterleben konnte, sondern mit der Vorbereitung für den Vortrag beschäftigt war. Das Projekt, das meine Gruppe entwickelt hat, wurde nämlich unter anderem für die Präsentation am Abschlusstag ausgewählt und darauf mussten wir uns natürlich vorbereiten. Andererseits war das auch wichtig, denn die Vorstellung fand vor sehr großem Publikum statt.
Kulturportal Russland: Am Ende der Städtepartnerkonferenz habt ihr euer Projekt vor über 600 russischen und deutschen Vertretern aus Kommunen und Städten präsentiert. Worum geht es bei eurem Projekt?
Alexander: Wir haben ein Projekt im Bereich Ökologie entwickelt, denn Essen ist ja die diesjährige «Grüne Hauptstadt Europas» und in Russland ist aktuell das «Jahr der Ökologie». Unser Wunsch ist es, deutsche und russische Jugendliche in Essen zu versammeln und gemeinsam zu analysieren, wie Umweltschutz in Essen und Deutschland verstanden wird und dann ein halbes Jahr später das gleiche in Nischni Nowgorod. In Russland besteht diesbezüglich nämlich noch einiges an Nachholbedarf.
Unser Vortrag wurde sehr gut aufgenommen und wir haben viel Applaus bekommen. Später bei den Abschlussreden wurde das gesamte Jugendforum deutlich gelobt und als gutes Zeichen für die Zukunft gewertet. Für unser Projekt haben wir schon mal mit den Verantwortlichen gesprochen. Als nächster Schritt steht die Suche nach Förderern und anschließend nach Teilnehmern an. Der Anfang ist aber auf jeden Fall getan.
Kulturportal Russland: Aktuell läuft noch das Jahr des deutsch-russischen Jugendaustausches. In Krasnodar haben die Außenminister das Jahr der kommunalen und regionalen Partnerschaften ausgerufen. Worauf sollte dabei deiner Meinung nach insbesondere der Fokus liegen?
Alexander: Wichtig ist vor allem, dass wir junge Leute mit aktuellen Themen ansprechen, damit der deutsch-russische Kontakt nicht einschläft, sondern wächst. Ich habe einige neue Kontakte gewonnen, sowohl auf russischer Seite als auch auf deutscher. Hoffentlich kann ich damit auch mehr Aufmerksamkeit auf die Möglichkeit eines Zivildienstes in Russland lenken, denn das ist eine tolle Chance. Außerdem hoffe ich, dass bei der WM 2018 viele Deutsche nach Russland fahren und dort neue Eindrücke und vor allem positive Erfahrungen sammeln.