Wer war Dostojewskij? – Eine kurze Biografie mit Lesetipp
Wen beschreibt Dostojewskij in „Der Idiot“? – Eine Biografie mit Lesetipp
Fjodor Michailowitsch Dostojewskij, geboren am 11.November 1821 ist der Sohn Michail Andrejewitschs, dessen Vorfahren eines litauischen Adelsgeschlechts entstammen und seiner Mutter Marja Fjodorowna, mit der Fjodor seine künstlerische Begabung teilte. Beide Elternteile sterben recht früh. Dies führt dazu, dass Dostojewskij in einem Heim aufwächst. Ulrike Elsässer-Feist beschreibt ihn in ihrer Dostojewskij Biographie als „ungemein lebhaftes, leidenschaftliches Kind“. Ihm sei es insbesondere an der Freude am Helfen gelegen, aber auch an der Verteidigung Schwächerer. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Ingenieursakademie in Moskau und mit dem Grad des Ingenieurfähnrichs 1841, zieht Dostojewskij nach St.Petersburg und verschreibt sich bald darauf dort der Literatur. Von diesem Zeitpunkt an verfällt Dostojewskij in Spiel- und Trinksucht und bringt sich somit in einen niemals endenden Kreislauf des Geldmangels und der Verschuldung. Es ist seine letzte Frau, die gegen Ende seines Lebens all seine Schulden zurückbezahlt. Für Dostojewskij selbst war das nicht möglich. Durch seinen Erfolg erhält er Zugang zu dem gehobenen Petersburger Kreis. Kritik bleibt ihm dadurch jedoch nicht erspart, erst recht trägt seine zuweilen vorherrschende Hochnäsigkeit dazu bei, dass sein seelisches Wohlergehen nicht unberührt bleibt. Dostojewskij, der ohnehin ein eher schwaches Nervenkostüm trägt, hat daran häufig zu knabbern. „Es ist eine Zeit der oft schmerzhaften Begegnungen mit einer neuen Welt (…)“, beschreibt Elsässer- Feist den Gemütszustand des noch jungen Autors. Das Jahr 1847 ist insofern prägend für Dostojewskij, da er Teil des Kreises der Petraschewzen wird. Die Gemeinsamkeit der Mitglieder liegt in der Unzufriedenheit mit der Regentschaft des Zar Nikolaj I.. Sie richten sich insbesondere gegen die Zensur sowie die Leibeigenschaft, für dessen Abschaffung der Schriftsteller insbesondere stand. Dies hat zur Folge, dass er am 23. April 1849 für acht Monate in die Peter- Pauls- Festung inhaftiert wird. Dostojewskij verfasst in dieser Zeit sein Werk „Ein kleiner Held“.
Am 22. Dezember 1849 schreibt Dostojewskij einen Brief an seinen Bruder indem er von seiner „beinahe Hinrichtung berichtet“:
„Heute (…) wurde uns allen das Todesurteil verlesen, man ließ uns das Kreuz küssen, zerbrach über unseren Köpfen die Degen und kleidete uns für die Hinrichtung an (…). (…) Plötzlich ertönte das Trommelsignal zum Rückzug, die an den Pfahl Gebundenen wurden zurückgeführt, und man teilte uns mit, daß seine Kaiserliche Majestät uns das Leben schenkte.“
Dann, einen Tag später befindet er sich auf den Weg nach Sibirien ins Straflager. Auf diesem Weg erhält er das Neue Testament, das für ihn seit diesem Tage von elementarer Bedeutung ist. Die Zeit im Straflager ist für Dostojewskij folgenschwer – er erkrankt an Epilepsie. Aus Briefen an seinen Bruder erfährt man, dass das Straflager ihn der Menschenkenntnis, der Kenntnis über das russische Volk, als auch der Würde und des Glaubens gelehrt hat. Nach seiner Freilassung heiratet er drei Jahre später, am 15. Februar 1857 in Kusnezk, seine erste Frau Marja Dimitrijewna Isajewa. Bis zu ihrem Tod ist es eine unglückliche Ehe. Marja bleibt jedoch nicht die einzige Frau an Dostojewskijs Seite. Es folgen weitere Bekanntschaften bis er letztlich Anna Grigorjewna Snitkina im Jahr1867 heiratet. Sie ist seine letzte Frau und begleitet ihn durch den schweren Weg der Epilepsie bis hin zu seinem Tod. Am 16. Dezember 1859, reist Dostojewskij mit einer Genehmigung wieder zurück nach St. Petersburg, nach dem Thronwechsel 1855, nun unter Alexander II.
Der Schriftsteller nutzt die vorherrschende Aufbruchsstimmung nach dem Thronwechsel für sich und veröffentlicht eine erfolgreiche liberale Zeitschrift „Wremja“ (1861). Ihr Themenspektrum umfasst bis zu ihrem Verbot 1863 Politik, Wirtschaft, Literatur und Philosophie. In dieser Zeit reiste er erstmals in den Westen quer durch Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweiz, Italien und Österreich und teilte seine Reiseeindrücke in der Zeitung. In den folgenden Jahren erscheinen die großen Werke Verbrechen und Strafe (1866), und „Der Spieler“ (1867). 1867 reist Dostojewski mit seiner Frau Anna Grigorjewa erneut in den Westen. Sie bringt ein Jahr später ein Kind, das jedoch bald darauf verstarb zur Welt. Wie Friedrich Hitzer in seinem Aufsatz „Dostojewskij und seine Zeit“ betont, führt der frühe Tod dieser Tochter zu Schuldgedanken, die ihn lange nicht verlassen. Dostojewskij befindet sich zu dieser Zeit in einer finanziellen Notlage, so dass er sich genötigt fühlt einen erfolgreichen Roman zu schreiben. Dieser Roman trägt den Namen „Idiot“. Es folgen weitere ereignisreiche Lebensjahre, bis Dostojewskij in seiner St. Petersburger Wohnung am 9. Februar 1881 stirbt. Literaturwissenschaftler sind sich einig, dass das Werk „Idiot“ biographische Züge Dostojewkskijs aufweist, deshalb empfiehlt euch Kulturportal Russland heute, euch gemeinsam mit Fürst Myschkin auf die Reise durch die Zeit der Regentschaft von Nikolaj I. (1825 – 1855) bis hin zu Alexander II. (1855 – 1881) zu begeben. Wer Fürst Myschkin ist? Lest selbst!
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