Wissenswertes über Maslenitsa
Es ist wieder so weit! In der Zeit vom 8. bis zum 14. März 2021 wird in Russland Maslenitsa gefeiert – Doch was bedeutet das eigentlich genau?
Die Bedeutung von Maslenitsa in Russland
Genau übersetzt bedeutet Maslenitsa auf Russisch “Butterwoche”. Denn als Vorbereitung auf die bevorstehende Fastenzeit sollte man in der letzten Woche vor dem Fasten bereits aufs Fleisch verzichten, darf aber noch Milcherzeugnisse (Butter, Käse, Sahne, etc.) und Eier essen. Gleichzeitig kündigt das Fest die Wende zum Frühling an. Bis zum 16. Jahrhundert war Maslenitsa so etwas wie Silvester von heute, weil das neue Jahr in Russland erst im März anfing. Laut dem alten Glauben prophezeite eine frohe Begrüßungsfeier ein gutes und glückliches Jahr. So wurde Maslenitsa zu einem Feuerwerk überschäumender Lebensfreude. Es war üblich zu:
…essen bis zum Schluckauf,
trinken bis zur Heiserkeit,
singen bis zur Stimmlosigkeit,
tanzen bis zum Umfallen.
Russisch:
…есть до икоты,
пить до перхоты,
петь до надсаду,
плясать до упаду
Maslenitsa: Bräuche und Ablauf
Jeder Tag der Maslenitsa-Woche hat seine eigene Bedeutung. Der Montag ist der Tag der Begrüßung. Traditionell hießen zuerst Kinder Maslenitsa willkommen. Sie häuften Schneehügel auf, riefen laut “Maslenitsa ist gekommen, Maslenitsa ist gekommen!”, rutschten von den Hügeln herunter und rannten auseinander. Junge Leute bastelten aus Stroh oder Stofffetzen eine Maslenitsa-Puppe, verkleideten sie als Frau, setzten sie auf einen Stock, fuhren damit in bemalten Schlitten herum und sangen fröhliche Lieder. Die Menschen strömten aus ihren Häusern und folgten dem lustigen Umzug.
Am Dienstag – dem Tag der Spiele – fingen wilde Maslenitsa-Spiele an. Zu den beliebtesten Zeitvertreiben gehörten das Schlittenfahren, das Herunterrutschen von vereisten Hügeln und verschiedene Schneespiele. Auf den Straßen gaben verkleidete Spielleute lustige Vorstellungen und sorgten mit sprühendem Witz für gute Laune. In den Städten ging man ins Theater oder veranstaltete Bälle. Am Dienstag suchten sich die jungen Burschen eine Braut und die Jungfrauen einen Bräutigam.
Den Mittwoch erklärte man zum Tag des Leckermäulchens. An diesem Tag wurden die besten Maslenitsa- Köstlichkeiten aufgetischt. Blini, Wodka und Bier gab es im Überfluss. Das Highlight des Tages war das festliche “Blini Essen”, zu dem Schwiegermütter ihre Schwiegersöhne einluden. Allerdings war das eine heikle Angelegenheit. Denn wenn das Verhältnis zwischen den beiden gut war, wurde der Schwiegersohn wie ein König bewirtet. Doch manchmal gerieten die Parteien richtig aneinander und alles endete mit einem großen Streit.
Der Donnerstag wird der Tag der Wende, der Schwelgerei, oder einfach der Große Donnerstag genannt. Mit diesem Tag sind viele Bräuche verbundnen. Am meisten wurden die frisch Verheirateten gefeiert. Sehr populär war, zum Beispiel, das Spiel “Stolby”, die so genannte “Demonstration der Liebe”. Alle im letzten Jahr vermählten Paare zogen ihre Hochzeitskleider an, stellten sich an beiden Seiten der Straße auf und zeigten, wie lieb sie sich hatten. Dabei wurden sie von den Zuschauern angeheizt und aufgefordert, noch intensiver zu küssen und noch leidenschaftlicher ihre Liebe auszudrücken.
Frischgebackene Eheleute mussten überhaupt viel aushalten können. Spaßeshalber wurden sie auch in den Schnee eingegraben oder mit Schnee beschmissen. Populär waren auch die so genannten Küssbesuche, die Dorfbewohner bei den Bräuten abhielten. Die junge Frau begrüßte jeden Gast mit einem großen Krug Bier und, nachdem der Krug leer getrunken war, musste sie den Besucher drei Mal küssen.
Der Freitag hieß der Schwiegermutterabend. Nun waren Schwiegermütter bei ihren Schwiegersöhnen eingeladen. Kurios ist, dass die Schwiegermutter am Abend vorher der Gastgeberfamilie alles schicken musste, was für die Zubereitung von Blini nötig war: eine Schüssel für den Teig, einen großen Löffel, eine Pfanne, etc. Der Schwiegervater sendete einen Sack Mehl und ein Gefäß mit Butter.
Der Samstag ist der Tag des Abschieds oder der Schwägerinnenabend. An diesem Tag besuchten sich gewöhnlich die Verwandten, feierten noch einmal miteinander und haben sich gegenseitig beschenkt. Unverheiratete Burschen und Mädels haben Schneeburgen errichtet, um diese dann einzunehmen. Dabei wurde natürlich kräftig geflirtet.
Am Sonntag, dem Tag der Vergebung, haben sich die Leute endgültig von Maslenitsa verabschiedet. Schon früh am Morgen fingen Kids an, Holz für das große Feuer zu sammeln. Dann wurde die Maslenitsa-Puppe unter scherzhaftem Wehklagen aus der Stadt oder über die Dorfgrenze geführt und unter Gesängen verbrannt. Auch die Reste des festlichen Essens wurden ins Feuer geworfen. Junge Kerle beschmierten sich mit der Asche und haben versucht auch die anderen, vor allem natürlich die Mädchen, zu erwischen. Anschließend wurde die Asche auf dem Boden verstreut, damit die zukünftige Ernte ertragreich wird. Das Begräbnis der Maslenitsa wurde vom rituellem Gelächter, Frühlingsrufen und der Verspottung der Maslenitsa begleitet. Am Abend baten sich alle gegenseitig um Vergebung und umarmten sich. Auf diese Weise wollten sich die Menschen von allen Sünden befreien. Danach gingen alle in die Banja, die russische Sauna, um am nächsten Tag den Frühling mit sauberem Gewissen und Körper zu begrüßen.
Maslenitsa heute: in Russland wieder beliebt
Der komplette Name der Karnevalswoche lautet auf Russisch “Breite Maslenitsa” (Широкая Масленица [schyrókaja máslinitaa]). Das Wort “широкий” bedeutet im Russischen “breit / weit ausgedehnt, Massen- / schwungvoll / unbeschränkt”. Früher nannte man so nur die Tage von Donnerstag bis Sonntag, doch heutzutage wird so die ganze Woche bezeichnet.
Heute ist der russische Karneval Maslenitsa ein ausgelassenes Volksfest. Auf den Plätzen in vielen Städten Russlands werden Jahrmarktsbuden und Karussells aufgestellt. Auf den Straßen finden maskierte Umzüge statt. Aus den Holzbuden duftet es nach heißen Pfannkuchen Blini, nach Honig, Kaviar und Wodka. Wer will, kann sich mit dem heißen Tee direkt aus dem Samowar aufwärmen. Die sportlichen Russen bevorzugen es, mit gepolsterten Handschuhen zu kämpfen oder Pfähle hochzuklettern. Überall hört man russische Volksmusik, Gesang oder Glockenspiele. Aufregend sind auch traditionelle Pferdeschlittenfahrten in vielen Parks.
Sonntag ist der wichtigste Tag der Maslenitsa-Woche. An diesem so genannten Tag der Vergebung (russisch: Прощёное воскресенье) bittet man um Entschuldigung und verzeiht sich gegenseitig. Gläubige Menschen gehen auch in die Kirchen und bitten Gott um Vergebung aller Sünden. Außerdem wird am Sonntag die Maslenitsa-Puppe verbrannt und man freut sich auf die kommende warme Jahreszeit.
Wer den russischen Karneval erleben möchte, sollte in der Maslenitsa-Woche nach Russland reisen. In Moskau wird das Maslenitsa Festival überall in der Stadt gefeiert, unter anderem auch am Maneschnaja Platz direkt vor dem Kreml und auf dem Ausstellungsgelände WDNKh.
In St. Petersburg laufen verschiedene Festivals: im Zentrum der Stadt in der Nähe der Eremitage, in der Peter-und-Paul-Festung und in den Parks.
Blini, die besten Rezepte
Blini (oder Bliny) ist wohl das bekannteste und beliebteste russische Gericht. Und Maslenitsa ohne diesen kleinen leckeren Pfannkuchen ist einfach unvorstellbar. Im alten Russland war das Zubereiten von Blini ein wichtiges Ritual. Manche rührten den Teig abends an einem Fluss oder See. Andere nahmen Schneewasser für einen besonders guten Geschmack. Traditionell werden Blini in speziellen Pfannen aus Gusseisen gebacken, die so groß wie eine Untertasse sind. Damit der Teig an der Pfanne nicht kleben bleibt, muss sie absolut sauber sein. In alten Zeiten erreichte man das, indem man in eine gut erhitzte Pfanne Salz einstreute, das Salz ganz heiß werden ließ und die Pfanne dann sorgfältig mit einem sauberen Lappen wischte. Anschließend wurde die Pfanne mit Hilfe einer halben Kartoffel mit Öl beschmiert und los ging’s. Fertige Blini wurden mit Butter bestrichen, aufeinander gestapelt und an einem warmen Ort aufbewahrt.
Heute ist das Backen von Blini nicht mehr so aufwendig und eine gute beschichtete Pfanne tut es auch. Doch es empfiehlt sich, eine auf einer Gabel aufgespießte halbe Kartoffel zum Beschmieren der Pfanne zu benutzen. Sie saugt überflüssiges Fett auf! Und ein warmer Ofen hält Blini schön warm.
Die echten Russischen Pfannkuchen werden aus Buchweizenmehl gebacken. Natürlich kann man auch Weizen- oder ein anderes Mehl verwenden.
(c) Russland Journal