Verbunden durch Stahl und Bernstein
Verbunden durch Stahl und Bernstein
Der Autor Martin Schneider nimmt die Leserschaft mit auf eine Reise durch die Geschichte seiner Heimatstadt. Der promovierte Slavist und habilitierte Kulturwissenschaftler beschreibt am Beispiel der Ruhrgebietsmetropole einzelne Kapitel der deutsch-russischen Beziehungen – vom Mittelalter, über die Neuzeit mit der Industrialisierung, bis zur Städtepartnerschaft mit Nishni Nowgorod. Dabei eröffnen sich für historisch Interessierte wie auch für Freunde der russischen Kultur neue und überraschende Einblicke.
Ein Thema, das die Leserschaft verwundert! Im Bewusstsein der Menschen im Ruhrgebiet ist oft nicht präsent, dass es über die Jahrhunderte immer wieder besondere Kontakte zwischen der Stadt Essen und Russland gab. Interessante Persönlichkeiten wie der Berater Peters des Großen Heinrich Huyssen, der Ingenieur Andrei Delwig oder der Manager Berthold Beitz stehen für eine Vielzahl von Akteuren, die Verbindungen zu Russland schufen. Essener Firmen wie Krupp und Ruhrgas, Karstadt und Ferrostaal kümmerten sich nicht nur im um ihren wirtschaftlichen Erfolg, sondern engagierten sich – manchmal sogar spektakulär – im kulturellen Bereich.
Während zunächst für manche Essener Russland das Ziel der realisierten oder geplanten Übersiedlung war, wurde in den letzten Jahrzehnten Essen zur neuen Heimat vieler russischsprachiger Neubürger. Und die Zivilgesellschaft knüpfte neue Kontakte, nicht zuletzt zur Partnerstadt Nishni Nowgorod.
Es ist eine Geschichte von Erfolgen, aber auch ein Spiegelbild der historischen Realität, deren dunkelstes Kapitel das tragische Schicksal der sowjetischen Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieges darstellt. Die Erinnerungskultur schlägt jedoch eine Brücke, und der Kulturaustausch schafft neue Verbindungen.
Martin Schneider: Verbunden durch Stahl und Bernstein. Die Stadt Essen im Kontext der deutsch-russischen Geschichte.
Münster: Aschendorff, 2021. ISBN 978-3-402-24846-1.
188 Seiten. 24,80 €