Bahnfahren macht Spaß! Vor allem in Moskau
Bahnfahren macht Spaß!
Vor allem in Moskau
11. August 2019, von Linda Matzdorf
Wer nach Moskau fährt wird eines definitiv zu hören bekommen: »Die Metro Stationen sollen ganz toll aussehen!« Tatsächlich beherbergt die Moskauer Metro wie viele Moskaureisende bekräftigen würden mit DIE schönsten Stationen der Welt. In diesem Bericht wollen wir nicht nur die schönsten Stationen vorstellen, sondern auch die Geschichte der Moskauer Metro erzählen und erläutern, was beim Ticketkauf zu beachten ist. Das schnellste Verkehrsmittel in Moskau macht durchaus Spaß.
Geschichte
Die Geschichte der Moskauer Metro geht zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Inspiriert von dem unterirdischen Verkehrssystem in London wollte man auch in Moskau ein U-Bahn Netzwerk einführen. Die Ingenieure Jewgeni Knorre und Pjotr Balinski entwarfen erste Ideen für eine Moskauer Metro. Ihr Konzept sah vor, dass die Bahn im Stadtzentrum unterirdisch verlaufen sollte, während sie außerhalb des Zentrums überirdisch auf Säulen aufgebaut fahren sollte. Aufgrund zu hoher Kosten wurde die Idee abgelehnt.
Erst nach der Oktoberrevolution und mit Beginn der Sowjetunion konnten die Pläne des Baus der Moskauer Metro richtig umgesetzt werden. In den 1930 er Jahren kam die Idee wieder ins Rollen. 1931 erfolgte der Baubeschluss. »Metrostroi« – das speziell für den Bau gegründete Unternehmen übernahm die Bauplanung. Die ersten Versuche erfolgten in der Nähe des Sokolniki Parks. Billige Arbeitskräfte waren dank der vielen Zuzügler aus den ländlichen Regionen in die Stadt für den Bau der Metro schnell gefunden. Im Zweiten Weltkrieg wurden viele der Metrobauarbeiter für den Krieg eingezogen. Während dieser Zeit stagnierte der Bau und die tiefliegenden Schächte der Metro wurden als Schutz für Zivilisten vor den Luftangriffen der deutschen Wehrmacht umfunktioniert.
Während die zu Zeiten Stalins gebauten Metro Stationen kleine Palästen glichen, wurde nach Stalins Tod bis hin in die 1990er Jahre an dem Ausbau und der Pflege der Stationen gespart. Erst im neuen Jahrtausend bekam der Ausbau der Metro wieder mehr Aufschwung. Heute zielt die Architektur der neu gebauten Metro Stationen nicht mehr auf Prunk und Pracht ab, sondern auf Funktionalität und individuelles Design.
Das besondere der Moskauer Metro
Wer nach Moskau fliegt oder fährt, der sollte in der Metro Folgendes beachten: Anders als in einigen Großstädten in Deutschland ist die Moskauer Metro einer der zuverlässigsten Verkehrsmittel der Welt. In den Hauptverkehrsknotenpunkten kommt die Metro in einem Abstand von 30 Sekunden und außerhalb des Zentrums alle 90 Sekunden. Eine weitere Besonderheit der Moskauer Metro ist die individuelle Gestaltung einiger Züge. U.a. gibt es einen Zug, der an den Zeichentrick-Klassiker »Tscheburaschka« erinnert. Die Stationen werden ebenfalls mit der bekannten Stimmen der Seriencharaktere angesagt. Wer keine Lust auf einen großen Stadtplan hat, der kann sich auch schon im Vorab die Metro App auf sein Handy laden. Dort hat man das gesamte Metronetz auf dem Bildschirm und kann gezielt nach den schnellsten Verbindungen suchen. Eine Übersetzter App ist ebenfalls von Vorteil sowohl für Russischkönner als auch Nichtkönner. Hier sollte man unbedingt auf russische Anbieter zurückgreifen, da hier die Übersetzungen korrekter sind als in den Apps von ausländischen Anbietern.
In Moskau gibt es verschiedene Fahrtickets: Zum einen gibt es die sogenannte »Troika« Karte, die einer Monatskarte entspricht. Auf die Karte kann man immer wieder neue Fahrten aufladen. Für die »Troika« zahlt man zusätzlich einmalig einen Preis. Für kurzzeitige Aufenthalte empfiehlt es sich die »Edinije« Karte zu kaufen, da diese im Vergleich günstiger ist und man mit dieser Karte auch den überirdischen Ring benutzen kann. Der Überirdische Ring ist wie eine Regionalbahn angelegt und fährt einmal um die ganze Stadt. Die »Edinije« Karten gibt es sowohl für einzelne Fahrten zu kaufen als auch als Tageskarten. Im Folgenden haben wir die Koste zu den »Edinije«-Karten aufgelistet:
Fahrtkarten
1 Fahrt: 55 Rubel
2 Fahrten: 110 Rubel
60 Fahrten: 1900 Rubel
Tageskarten:
1 Tag: 230 Rubel
3 Tage: 438 Rubel
30 Tage: 2170 Rubel
90 Tage: 5430 Rubel
365 Tage: 19500 Rubel
weitere Infos auf Engslisch gibt es hier (allerdings nur das Metrosystem):
Direkt vor Ort kann man am Automaten auf Englisch oder Russisch eine Fahrkarte kaufen oder direkt am Schalter. Um in die Metro zu den Zügen zu gelangen muss man die Karte immer griffbereit halten, um diese vor den Schranken aufzulegen. Aber Vorsicht: Rennen muss keiner, die Züge der Moskauer Metro kommen im schnellen Takt.
Die schönsten Metrostationen
Nach der kurzen Erläuterung zur Geschichte der Metro wollen wir nun unsere Geheimstipps der schönsten Stationen verraten.
Novoslobotskaja ist 5 km vom Roten Platz entfernt und vor allem für seine schönen Glasfenster in der Station bekannt. Oft trifft hier Moskauer/Einheimischer auf Tourist. Die bunten Fenster zeigen neben dem Stern auch verschiedene Berufe.
Komosmolskaja ist ein Umsteigebahnhof und einer der prachtvollsten Stationen. Sie ist im Architekturstil der Stalinzeit gebaut worden. Wenn man an der Station zur Ringbahn läuft und auf der Rolltreppe steht, sollten man unbedingt den Blick nach oben riskieren: Es erwartet den Reisenden majestätische Kunst.
Slawjanskije Bulwar ist eine Station nach Park Pobedi und erinnert mit seinen verschnörkelten Lampen und Schildern stark an einen verwunschenen Wald. An dieser Station wäre es nicht verwunderlich wenn Sie auch auf Alice und Ihre Teegesellschaft treffen würden.
Arbatskaja ist ebenfalls ein Highlight unter den Metro Stationen. Die Station befindet sich unmittelbar an alten Arbat, einer Bummelgasse, die heute vor allem für Touristen sehr attraktiv ist. Vor allem weil sich dort das Puschkin Haus befindet.
Park Pobedi erinnert an die Geschichte Russlands und zwei Kriege, die eine große Rolle in der Geschichte des Landes spielten: Den Krieg gegen Napoleon 1812 und den Zweiten Weltkrieg. Auf der Oberfläche der Station befinden sich der Park Pobedi und ein Museum zum Zweiten Weltkrieg.
Majakowskaja ist benannt nach dem berühmten Dichter Wladimir Majakowski und wurde von dem russischen Architekten Alexej Duschkin entworfen. Die Station wurde am 11. September 1938 eröffnet. Während des zweiten Weltkrieges übernahm die Station eine Schutzfunktion für die Moskauer Zivilbevölkerung und diente als Luftschutzbunker vor den Angriffen der deutschen Wehrmacht.
Ploschad Revoluzii ist eine zentrale Metro Station und nicht weit vom Roten Platz entfernt. Hier stehen viele Figuren, die – wie der alte Aberglaube sagt – Glück bringen, indem man an den Nasen oder den Schuhen reibt.
Die Moskauer Metro 2: Mythos oder ist was Wahres dran?
Schon lange hält sich das Gerücht es gäbe eine sogenannte »Metro 2« in Moskau, die Stalin in Auftrag gegeben haben soll. Aus diesem Mythos hat sich im Laufe der Jahre eine Art Freizeitvergnügen entwickelt. Die »Metro 2« soll, so das Gerücht, für Stalin im Zweiten Weltkrieg gebaut worden sein und ihn im Falle eines Notstandes in Sicherheit bringen. Auch Michail Gorbatschow soll von der Metro 2 gewusst haben. Die Gerüchte um die Existenz dieser Metro 2 halten sich bis heute hartnäckig wurden aber weder widerlegt noch bestätigt. Sie soll ebenfalls geheime Militäranlagen beherbergen, die zu Zeiten des kalten Krieges entstanden sein sollen.