Begegnungen mit der Erinnerung. „Die Architektur der Blockade“
Begegnungen mit der Erinnerung. „Die Architektur der Blockade“
Man kann auf verschiedene Weise über Städte berichten. Jede Stadt hat ihre Geschichte und ihre lokalen Besonderheiten, Sankt Petersburg aber ist unter den russischen Städten ein Kapitel für sich. Vielleicht liegt es daran, wie man über die Stadt spricht und wie man sie wahrnimmt: Sankt Petersburg ist für viele Menschen mehr als nur ihre Heimat oder einfach eine schöne Stadt. Sogar das heutige moderne Sankt Petersburg kann nicht allein durch seine funktionalen Komponenten oder historischen Sehenswürdigkeiten charakterisiert werden. Für viele ist diese Stadt eher wie ein ihnen nahestehender Mensch. Natürlich ist diese emotionale Wahrnehmung der Stadt besonders auffällig, wenn es um die schrecklichste Periode ihrer Geschichte geht – um die Blockade von Leningrad.
Der Dokumentarfilm “Die Architektur der Blockade” gehört zu eben diesen starken Aussagen in künstlerischer Form – und zwar aufgrund der persönlichen und mitfühlenden Beziehungen zur Stadt und ihren Bauwerken wie auch zu den Menschen, um die es im Film geht.
Die Idee zu diesem Film hatte Viktor Naumov, der Enkel von Alexander Naumov, Vertreter des leitenden Architekten von Leningrad und einer der Autoren des Plans zur Tarnung der Stadt.
Dieser Film, den sein Regisseur Maxim Jakubson als filmische Untersuchung bezeichnet, berichtet darüber, was mit den architektonischen Anlagen und historischen Denkmälern im Leningrad der Blockadezeit geschah. Erinnerungen von Zeitzeugen, Berichte von Nachkommen der Architekten, Kommentare von Historikern, Auszüge aus Wochenschauen, Archivdokumente, Fotografien und Zeichnungen zeigen, wie Bergsteiger und Künstler die Dominanten, Schlüsselobjekte und -plätze der belagerten Stadt tarnten und vor welchen Zielen und Aufgaben die Architekten standen, die zu Friedenszeiten Gebäude planten und bauten, während des Krieges aber die einzigen waren, die diese retten, beschützen und bewahren konnten.
Dem Drehteam und allen Spezialist/-innen, die in die Umsetzung der Idee und die Dreharbeiten involviert waren, ist es gelungen, ein schwieriges und interessantes Thema auf talentierte und tiefgründige Weise vorzustellen. Sie geben damit einem breiten Publikum die Möglichkeit, sich besser mit diesem historischen Aspekt der Leningrader Blockade auseinandersetzen.
Die Premiere des Films fand auf großer Leinwand am 27. Januar 2020 statt – dem Jahrestag der vollständigen Befreiung Leningrads von der Blockade. Der Vorführungssaal konnte kaum alle interessierten Zuschauer/-innen fassen. Momentan ist der Film über das Internet zugänglich.
Im Rahmen des Projekts “Humanitäre Geste” wurde der Films ins Deutsche übersetzt (Übersetzung: Lothar Deeg; Synchronisation: Sophie Tempelhagen und Sven Hannß).
Die deutschsprachige Online-Premiere des Films ist mit dem Jahrestag des Beginns der Blockade verbunden und findet im September 2020 statt.
Zum Programm: Die Architektur der Blockade