Buchvorstellung: „Der 8. Mai. Die Geschichte eines Tages“ von Alexander Rahr
Buchvorstellung: „Der 8. Mai. Die Geschichte eines Tages“ von Alexander Rahr
von Emil Herrmann
„Die Erinnerungskultur muss immer wieder verstärkt werden. Kriegserinnerungen verblassen, Geschichte wird leider manipuliert.“
Mit dieser Motivation veröffentlichte der Russlandexperte und Historiker Alexander Rahr seine neueste Herausgabe „Der 8. Mai. Die Geschichte eines Tages.“ Das Buch besteht aus einer Sammlung von Zeugenberichten, welche zahlreiche Emotionen zum Ende des Zweiten Weltkriegs einfängt. Es dokumentiert unter anderem das Schicksal der im zerstörten Berlin lebenden Menschen, die Freude des damaligen US-Präsident Truman, der an diesem Tag seinen Geburtstag feierte und die Resignation des besiegten Feldmarschall Keitel in Berlin-Karlshorst. Die Berichte der Zeitzeugen zeigen Impressionen von verschiedenen Orten, wie vom Volksfest in Moskau auf dem Roten Platz oder einem Friseur in Berlin, der ein Plakat an die Wand seines Ladens anschlägt, auf welchem steht: „Wer Deutschland liebt, muss den Faschismus hassen.“ Rahr vereint verschiedene Perspektiven und Emotionen – von Trauer, Verlust und Elend, bis hin zu Freude, Erleichterung und Hoffnung – zu einer vielseitigen Momentaufnahme dieses historischen Tages.
„Der Leser erfährt, wie alles gewesen ist – vor der nachfolgenden Herausbildung von politisch korrekten Narrativen.“
Die Unberührtheit der Zeitzeugenberichte ermöglicht dem Leser einen unverfälschten Blick auf die damaligen Ereignisse. Das Buch sei frei von falschen Narrativen, wie beispielsweise dem der guten amerikanischen Befreier oder den bösen russischen Besetzern, betont der Historiker. Die unberührte Darstellung der Ereignisse dieses historischen Moments bereichert und erfrischt die Erinnerung und das Gedenken an die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs und hilft uns, dabei diese wichtige Zeit nicht zu vergessen.
Alexander Rahr, 1959 in Taipeh geboren, ist Osteuropa-Historiker, Politologe, Publizist und einer der führenden deutschen Russlandexperten. Nach dem Studium in München war er ab 1982 als Analytiker tätig, u.a. 18 Jahre lang für die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik. 2004 bis 2015 saß er im Lenkungsausschuss des Petersburger Dialogs. Er ist Autor mehrerer Sachbücher, u.a. »Der kalte Freund. Warum wir Russland brauchen« (2011). Rahr ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und Ehrenprofessor der Moskauer Diplomatenschule und der Higher School of Economics in Moskau. 2019 wurde er für sein Engagement in den deutsch-russischen Beziehungen mit dem Freundschaftsorden der Russischen Föderation ausgezeichnet.
Mit dem Kriegsende verbindet Alexander Rahr eine sehr persönliche Geschichte. Sein Vater Gleb Rahr, wurde 1944 aufgrund seines Mitwirkens im NTS, dem Bund der russischen Solidaristen, welcher im Krieg die Russische Befreiungsarmee gegen die kommunistischen Machthaber unterstützte, von den Nazis inhaftiert und in verschiedene Konzentrationslager gebracht, bevor er letztendlich in Dachau durch die Amerikaner befreit wurde. Der Großvater seiner Ehefrau befreite mit der Roten Armee Berlin, während ihre Großmutter in der fast zweieinhalbjährigen Blockade Leningrads ausharrte. Diese Familienhistorie macht den 8. Mai für Alexander Rahr zu einem „familiären Gedenktag“, wie er selbst sagt.