Chic! Schmuck. Macht. Leute.
Chic! Schmuck. Macht. Leute.
Karina Iwe, die 2021 am Science Slam des Deutsch Russischen Forums in Jekaterinburg als Slammerin auftrat und Teilnehmerin des Young Leader Seminars in Tjumen war, eröffnete am 01. April ihre Ausstellung „Chic! Schmuck. Macht. Leute.“ am sächsischen Landesmuseum für Archäologie in Chemnitz. Im Mittelpunkt der Sonderausstellung steht der Mensch und sein charakteristisches Bedürfnis sich zu schmücken. Diesem Bedürfnis nach individuellem Ausdruck wird durch Kleidung, Schmuck oder auch dauerhaften körperlichen Veränderungen wie beispielsweise Tätowierungen nachgegangen. Schmuck wirkt sowohl als Zeichen der sozialen Zugehörigkeit als auch als Ausdruck von Individualität. Die Ausstellung zeichnet sich durch die kultur- sowie epochenübergeifende Darstellung von verschiedenen Formen des Schmückens mithilfe von nationalen und internationalen Exponaten aus. Das aufgrund der aktuellen Sanktionen fehlende Ausstellungsstück der 2.200 Jahre alten Mumie eines sibirischen Reiterkriegers aus Nowosibirsk wird anhand von lebensgroßem 3D-Aufnahmen auf einen weißen Quader in einen leeren Container projiziert. Die Sonderausstellung findet vom 01. April bis zum 28. August im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz statt.
(C) Ljubov Kabalinova, 2021.
Wir haben Karina drei Fragen gestellt, die sie uns im persönlichen Gespräch beantwortet hat.
- Liebe Karina, Eure Ausstellung hat Ende Februar und im März viel Presseecho erhalten, da Euer Highlight, die Eismumie vom Leihgeber aus Novosibirsk, wegfiel. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, warnt vor einem kulturellen Scherbenhaufen. Gibt es noch Kontakt zu den russischen Kollegen?
Aufgrund meiner beruflichen Stationen bin ich als Archäologin weltweit mit Kollegen vernetzt, so auch mit russischen Kollegen. Dieser Austausch besteht schon sehr lange, seit meiner Studienzeit, aufgrund von Grabungskampagnen oder später durch gemeinsame Konferenzteilnahmen. Das sind im Laufe der Zeit auch Freunde geworden.
Im aktuellen Ausstellungsprojekt „Chic! Schmuck. Macht. Leute.“ am Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz (kurz: smac) haben wir seit 2020 erfolgreich und vertrauensvoll mit den Kollegen aus Novosibirsk zusammengearbeitet. Aufgrund der Auswirkungen des 24.2. ergaben sich maßgebliche Beeinflussungen auf unsere Museumsarbeit mit archäologischen Exponaten. Wir erzählen dennoch in der Chemnitzer Ausstellung die Geschichte der über 2200 Jahre alten Eismumie eines Reiternomaden, benennen aber auch ganz klar den 24.2. mit seinen unmittelbaren Folgen für unsere Arbeit. Auf persönlicher Ebene findet Kontakt mit russischen Kollegen statt. Natürlich mache ich mir große Sorgen um diesen Austausch und die Zusammenarbeit mit russischen Kollegen in der nahen und fernen Zukunft. Wie Herr Parzinger bereits schon sagte, man kann aktuell nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen, das stimmt. Aber ich werde in diesem Beruf noch mindestens 25 Jahre arbeiten, ich frage mich daher schon, wie die Zukunft aussieht und welche Rolle evtl. der Kultur, oder konkret der Archäologie, als Brückenbauer zukommt.
(c) Sergey Borisenko, Institute of Archaeology and Ethnography, SB RAS.
- Du hast über ein Elternteil familiäre Verbindungen nach Kasachstan. Was für Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf Dein persönliches Leben?
Ich verfolge die Nachrichten täglich, auch die Auswirkungen auf das persönliche Umfeld. Und die sind teilweise verheerend und persönlich enttäuschend.
- Du bist bereits mehrfach auf Science Slams und beim Science Barhopping mit Themen zu Archäologie und Weltkulturerbe aufgetreten. Hauptberuflich arbeitest Du als Kuratorin im Museumsbereich. Was ist der Unterschied zwischen dem Publikum beim Science Slam und den Besuchern Deiner Ausstellungen oder gibt es sogar Parallelen?
Ich würde gar nicht so sehr eine Trennlinie zwischen den Besuchern der Slams und der Ausstellungen ziehen wollen. Es handelt sich in beiden Fällen um ein sehr dankbares, aufmerksames und wissbegieriges Publikum. In beiden Fällen erfahre ich unmittelbar beim Auftritt oder bei einem Führungsrundgang vom Interesse meines Gegenübers. Das ist Wertschätzung pur und ungefiltert! Als Unterschied sehe ich hier lediglich, dass ich das Publikum beim Slam eher am Abend treffe und den Museumsbesucher innerhalb der Öffnungszeit von 10 bis 18 Uhr!
Hier finden Sie allgemeine Informationen zur Ausstellung im Staatlichen Museum für Archaelogie in Chemnitz.
Zur dazugehörigen digitalen Ausstellung gelangen Sie hier.