Musik für den Frieden: Wolga trifft Rhein
„Das Leben an der Wolga und am Rhein“
von Julia Hofmann
78 Gigabyte anstelle gefüllter Konzertsäle in Deutschland und Russland. Das Jugendprojekt „Musik für den Frieden“ zeigt dieser Tage einmal mehr, wie wichtig der bilaterale Austausch ist – und wie wichtig es ist, daran festzuhalten. Anders als gedacht konnten sich die insgesamt 100 Jugendlichen aus Twer und Grenzach– Whylen, der beiden preisgekrönten Ensembles Musical-Company-LMG und das russische Musiktheater „Premier“, nicht in Russland und Deutschland zum gemeinsamen Musizieren treffen. So ist die Idee eines Musikvideos gewachsen. Seit September drehten die Jugendlichen an der Wolga und am Rhein mit professioneller Hilfe einen Videoclip auf den Song „You Are The Only One“ von Sergey Lazarev. Einfach umzusetzen war dies aufgrund der Beschränkungen im Rahmen der Pandemie jedoch nicht – denn gemeinsames Singen ist dieser Tage untersagt. So ist jede Stimme einzeln aufgenommen und von Thomas Bergmann zusammengemischt worden. Das Ergebnis lässt sich sehen und die Herkunft der Jugendlichen lässt sich – ob nun aus Deutschland oder Russland – kaum unterscheiden. Das Video zeigt das unbeschwerte Leben der Jugend an diesen beiden Flüssen in vielen Facetten; Alltagssituationen wechseln sich ab mit choreographierten Szenen. Es zeigt auch, dass sich die Lebensäußerungen der Jugendlichen und die Freude am Leben in Russland und in Deutschland nicht unterscheiden. Das Projekt will auch ein Exempel dafür sein, dass selbst über eine Distanz von über 2500 km, über viele (politische) Grenzen und Sprachbarrieren hinweg und unter Pandemiebedingungen eine friedliche und sinnstiftende Zusammenarbeit möglich ist. Thomas Vogt, Leiter der Musical-Company-LMG, betont, dass der Gesang emotional verstanden wird. Für die Organisatoren war es wichtig, den Kontakt halten zu können – das gemeinsame Ziel schweiße dabei zusammen. In Twer wächst die Hoffnung auf mehr Projekte wie „Musik für den Frieden“. Die Zukunft lässt dabei positiv blicken, denn die junge Generation hat es sich schon längst zur Aufgabe gemacht, friedenstiftende Nachrichten in die Welt zu schicken. Die Schülerin Svenja Ranke sagt: „Es hat Spaß gemacht die gemeinsame Vision rüber zu bringen“. Katja Shkaruba, Programmmanagerin der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch, nennt es ein „Leuchtturmprojekt“. Nicht zuletzt sind sich alle einig: Es ist ein originelles und schönes Stück, mit dem die Friedensbotschaft und der Zusammenhalt auf besondere Weise in die Welt versprüht wird. Alle Beteiligten freuen sich aber auch wieder auf die direkte persönliche Begegnung.
Aktuell ist das Projekt für den Friedenspreis „Sievershäuser Ermutigung“ vorgeschlagen.
Hintergrund
Auf Initiative von Thomas und Ulrike Vogt, Leiter der Musical-Company-LMG, haben sich die beiden Theaterensembles Anfang Juni 2018 über eine Plattform im Internet gefunden und zusammen mit Andrey Korjakov, dem Leiter von „Premier“, gleich festgestellt, dass sie künstlerisch auf einer Wellenlänge liegen. Die Idee wurde entwickelt, aus dem umfangreichen Repertoire von Musicalsongs und Tanzchoreographien beider Ensembles ein abendfüllendes Programm zusammenzustellen und in beiden Ländern als Ausdruck einer friedensvollen und vertrauensvollen Zusammenarbeit aufzuführen. Ziel des Projektes ist es gegenseitige Vorurteile abzubauen und in der direkten Begegnung von Mensch zu Mensch über die Musik als universeller Sprache Brücken zu bauen. Damit soll zu einem friedlichen Miteinander zwischen Deutschland und Russland ein Beitrag geleistet werden.