Neujahrskonzerte des Bayerischen Landesjugendorchesters
Neujahrskonzerte des Bayerischen Landesjugendorchesters „Kriegssinfonie“ in Kriegszeiten – geht das?
Nach zwei Jahren Zwangspause, in denen das Bayerische Landesjugendorchester (BLJO) in den Winterferien wegen der Corona-Pandemie nicht zusammenkommen durfte, werden rund 100 junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Bayern über den Jahreswechsel 2022/23 ein neues sinfonisches Programm einstudieren.
Für das Programm hat das vom Freistaat Bayern finanzierte Ensemble neben sechs Orchesterliedern des bayerischen Komponisten Richard Strauss die 8. Sinfonie von Dmitry Schostakowitsch gewählt. Diese 1943 entstandene Sinfonie des russischen Komponisten gehört neben der 7. und 9. Sinfonie zu den sogenannten „Kriegssinfonien“.
Ist es bewundernswerter Mut des Bayerischen Landesjugendorchesters, Solidarität, oder einfach nur die Lust an sinfonischer Herausforderung? – wie auch immer, der Zeitpunkt für diese Programmwahl hätte nicht überzeugender ausfallen können.
Die 8. Sinfonie entstand in den kriegsentscheidenden Monaten nach der Schlacht von Stalingrad. Sie ist eines der persönlichsten Bekenntnisse Schostakowitschs, ein erschütterndes Dokument seines Engagements angesichts des Krieges, ein Zeichen des Protestes gegen das Böse und die Gewalt. Im Gegensatz zur triumphalen Siebten, der „Leningrader“, kündet die Achte von individuellem Leid und der Trauer über die unglaublichen Verluste an Menschenleben des zweiten Weltkrieges. Sie ist in weiten Teilen nachdenklich und melancholisch angelegt und meidet in ihrem humanistischen Engagement große heroische Gesten. Sie enthält ein beträchtliches Maß an Spannung und Expressivität und wurde wiederholt als ein Epos der Qual bezeichnet.
Und wenn man sich gewahr wird, dass dieses epochale Werk nach dem 2. Weltkrieg der Zensur des Zentralkomitees der KPdSU zum Opfer fiel, sie nicht mehr aufgeführt werden durfte und die meisten Rundfunkmitschnitte gelöscht wurden, weil die politisch Mächtigen erkannt hatten, dass Schostakowitschs Musik die Freiheit einklagt und all jene betrauert, die Opfer jedweder Gewalt geworden sind, macht es Sinn, dass sich unsere musizierende Jugend gerade jetzt damit auseinandersetzt.
Die Leitung der Arbeitsphase mit sechs Abschlusskonzerten hat Joseph Bastian, Solistin bei den Strauss-Liedern ist die international bekannte und in aller Welt singende Sopranistin Lydia Teuscher.
Konzerte:
- Januar 2023 – 19 Uhr …………. Weikersheim, Tauberphilharmonie
- Januar 2023 – 19 Uhr …………. Sulzbach-Rosenberg, Krötenseeschule
- Januar 2023 – 19 Uhr …………. Bamberg, Joseph-Keilberth-Saal
- Januar 2023 – 17 Uhr …………. Regensburg, Audimax
- Januar 2023 – 19 Uhr …………. Weiden, Max-Reger-Halle
- Januar 2023 – 17 Uhr …………. München, Isarphilharmonie
Veranstalter: BLJO in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München