Reise nach Russland. Gebrauchsanweisung
Reise nach Russland. Gebrauchsanweisung
Wie plant man eine Reise nach Russland? Was sollten Sie mitnehmen und was sollten Sie auf keinen Fall vergessen? Wir werden Ihnen heute alles darüber erzählen! In unserem Interview beantwortet Bendix, ein Student aus Deutschland, diese Fragen und berichtet von seinen Erfahrungen.
Viele junge Menschen in Deutschland reisen nach Spanien, Italien und in andere europäische Länder. Aber Sie haben sich für Russland entschieden. Warum? Was hat Sie dazu gebracht, sich für diese Reise zu entscheiden?
Nach meinem Abitur wollte ich die Zeit nutzen um die Welt zu sehen. Da ich mich selbst lange für Russland interessiert habe und schon immer einmal dieses fremde und große Land bereisen wollte, war für mich klar, dass meine Reise mich in die Russische Föderation führen wird. Die anderen europäischen Länder haben selbstverständlich auch ihren Reiz, ebenso wie andere Region der Welt, aber mich zog meine Neugierde irgendwie nach Russland. Wahrscheinlich weil es allen die ich kannte so fremd und unnahbar erschien.
Welche Städte standen auf Ihrer Reiseroute?
Anfang Februar bin ich nach Kasan geflogen. Von dort aus fuhr ich mi Bus und Bahn immer weiter Richtung Osten. Ich wollte soviel wie möglich von dem Land sehen. Nach Kasan war ich in Ufa, dann in Jekaterinburg, Tjumen, Nowosibirsk, Krasnojarsk, Irkutsk und Wladiwostok. Von der Pazifikmetropole bin ich dann wieder in Richtung Europa aufgebrochen. Dann aber mit dem Flugzeug.
Wow 8 Städte! Was hat Sie in Russland am meisten beeindruckt? Was waren Ihre wärmsten Erinnerungen an diese Reise?
Russland ist ein so komplexes und vielseitiges Land, dass ich gar nicht von allem beeindruckenden erzählen kann. Was mir immer besonders viel Spaß gemacht hat, waren die sehr langen Zugfahrten. In der Transsibirischen Eisenbahn muss man auf engsten Raum mit den unterschiedlichsten Charakteren und Persönlichkeiten auskommen. Die vielen verschiedenen Gespräche und Diskussionen mit Russen, Armeniern, Tataren, Usbeken, Tschetschenen, Mari und vielen weiteren sind mir immer noch wärmstens in Erinnerung. Dazu kam immer noch die wunderbare Kulisse der russischen Landschaften die der Zug ständig durchquert. Eine wunderbare Strecke war von Irkutsk nach Wladiwostok. Jeden Tag kamen neue Leute in den Zug und wir fuhren den Baikal entlang, streiften die chinesische Grenze und gelangten schließlich an die Pazifikküste.
Eine Reise entlang der Transsib ist ein einzigartiges Erlebnis. Wir haben unseren Lesern auf dem Kulturportal schon einmal das Buch über die Transsibirische Eisenbahn empfohlen. Jetzt werden wir über die Probleme sprechen. Mit welchen Schwierigkeiten waren Sie konfrontiert? Wie haben Sie sie überwunden?
Das Reisen in Russland ist ausgesprochen einfach und unkompliziert. Wenn man mit dem Zug reist, sollte man jedoch immer beachten, dass jeder Bahnhof in Russland, egal ob in Wladiwostok oder in St. Petersburg, nach Moskauer Zeit läuft. Als ich einmal mit dem Zug fahren wollte, kauft ich mir ein Ticket für 7.00 Uhr morgens. Das Problem war, dass ich in Tjumen saß und keine Ahnung von der Zeitumstellung hatte. Folglich musste ich zwei Stunden auf den Zug warten. Ein solcher Fehler ist mir danach nicht mehr passiert.
Eine andere Sache ist die Registrierung. Da ich nicht immer in Hotel übernachtete und mich folglich selbst in manchen Orten registrieren musste. Ich habe einen solchen Prozess nie mitgemacht und konnte mir selbst auch nie erklären, dass es notwendig war. Es war immer eine kleine Herausforderung für mich, die nächste Stelle für die Registrierung finden. Aber irgendwie findet man sie immer.
Ja, 11 Zeitzonen in einem Land sind kein Scherz! Aber jetzt, nach unserem Interview, werden die Leser des Kulturportals vorsichtig sein. Ich glaube, viele Menschen sind auch an Stereotypen interessiert. Welche Stereotypen über Russland und die Menschen haben sich als unwahr erwiesen? Und welche davon haben sich bewahrheitet?
Die Menschen in Russland sind offen und warmherzig. Entgegen aller Vorurteile habe ich fast immer nur mit überaus freundlichen und zuvorkommenden Menschen zu tun gehabt. Anders als gerne in Filmen dargestellt wird, sind die Menschen in Russland überaus zuvorkommend und immer unfassbar an neuen Kontakten interessiert gewesen.
Als wahr haben sich (leider) die Erzählungen über die Kälte in Russland bewahrheitet. Als ich in Nowosibirsk war, zeigte das Thermometer der Stadt einmal -30 Grad Celsius an. Das ist bis heute mein Kälterekord.
Warme Menschen und kaltes Wetter – was ist das, wenn nicht ein Gleichgewicht? Eine der wichtigsten Voraussetzungen für sicheres und gutes Reisen sind Fremdsprachenkenntnisse. Wenn ich durch Europa reise und die Landessprache nicht kenne, ist das oft kein Problem für mich, denn ich wechsle einfach ins Englisch. Was ist damit in Russland? Werden für unsere Reisenden Russischkenntnisse erforderlich sein?
Da ich bis auf „Privjiet“ (de. Hallo) und „Kak dela“ (de. Wie geht’s bei dir/Ihnen?) kein einziges Wort des Russischen beherrschte, war die Sprachbarriere zunächst ein kleines Problem. Ich hatte zwar oft Glück mit Menschen unterwegs zu sein, mit denen ich mich auch auf Englisch verständigen konnte, aber wenn ich zwischenzeitlich alleine etwas erledigen musste, bspw. ein Zugticket kaufen, musste ich dafür immer sehr viel Zeit einplanen. Ansonsten war das Reisen in Russland immer sehr unkompliziert. Ich hatte immer großes Glück, hilfsbereite Menschen anzutreffen.
Was muss ein Reisender auf die Reise mitnehmen? Worauf müssen unsere Reisenden vorbereitet sein?
Das hängt zum größten Teil von der Jahreszeit ab, in der man das Land bereisen wird. Wenn man im Winter nach Russland reist, sollte man lange Unterwäsche mitbringen. Diese hat mich in Russland die Kälte sehr ertragen helfen lassen. Für lange Reisen im Zug sollte man eine Beschäftigung mitbringen. Ich habe viele Menschen stricken, lesen und Kreuzworträtsel machen sehen. Man wird zwar viel Spaß mit Anderen Menschen im Zug haben, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem jeder lieber mit sich selbst beschäftigt.
Welchen Rat haben Sie denjenigen gegeben, die, inspiriert durch Ihr Beispiel, nach der Öffnung der Grenzen als erste nach Russland gehen würden?
Ich rate jedem der Russland besuchen möchte, nicht nur die großen Metropolen St. Petersburg und Moskau zu besuchen. Man sollte den Mut und die Zeit aufbringen, das ferne Sibirien und auch den Süden des Landes zu bereisen, im Idealfall mit dem Zug.
Lieber Bendix, vielen Dank für das interessante und informative Interview. Das Kulturportal wünscht Ihnen noch mehr gute Reisen und viel Erfolg bei Ihrem Studium!