Juli, 2020

01Juli0:0031(Juli 31)0:00Kino Krokodil - Programm für den JuliKinoprogrammKino Krokodil

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(c) Kino Krokodil

Kino Krokodil – Programm für den Juli

Vorhang auf!

Die erzwungene Betriebsunterbrechung wurde für Renovierungsarbeiten in unserem Kino genutzt. Im Saal werden Sie demnächst deshalb nicht mehr in den Drehsesseln aus dem Turmhofkino Freiberg und den schönen alten hölzernen Klappsitzen aus dem Kino Dahlen/Sa. sitzen. Vor allem die sich auflösenden Bezugsstoffe der ersten hätten dringender, nicht finanzierbarer, Überholung bedurft. Die neue Bestuhlung stand ursprünglich in der Kammerbühne des Deutschen Theaters. Für Materialsichtungen steht nun ein 35mm Steenbeck Schneidetisch bereit.

 

Der Betrieb wird schrittweise aufgenommen und beginnt am Mittwoch, den 1. Juli mit einer öffentlichen Generalprobe. Gezeigt wird HEUTE BAUEN WIR EIN HAUS von Marat Magambetow und Sergej Losniza, also genau den Film, der am 12. April 2004 den Betrieb des Kinos eröffnete. Das beim Leipziger Dokumentarfilmfestival mit der Goldenen Taube ausgezeichnete Werk nannten damals viele Zuschauer DAS (neue) RUSSISCHE WUNDER.

 

Сегодня мы построим дом (Heute bauen wir ein Haus)

RUS 1996, 35mm, 28 min, ohne Dialog                               01.07.

R: Marat Magambetow, Sergej Losniza

Mit ironischem Zungenschlag und voller Lust an doppelbödigen Montagen tanzen Sergej Losniza und Marat Magambetow in HEUTE BAUEN WIR EIN HAUS auf schmalem satirischem Seil. Beobachtungen auf einer Baustelle. Es staubt, rattert, poltert, es wird gedreht, gehämmert, treppauf treppab gelaufen – und viel herumgestanden. Alles geht langsam; bedächtig, bisweilen etwas linkisch. Die Kamera steht nur da und sieht, irgendwie verdutzt, dem rätselhaften Treiben zu. Merkwürdig, dass am Ende das Haus wirklich dort steht, wo einst nur Hunde den Mond anbellten. (Norbert Wehrstedt, Leipziger Volkszeitung 30.10.96)

 

Tir na nOg

D 1994, 16mm, 90 min                                                  22.+30.07.

in Anwesenheit des Regisseurs Jörg Foth

Regie: Jörg Foth

Tír na nÓg, übersetzt etwa „Land der ewigen Jugend“, ist ein Ort der irischen Mythologie. Ende des letzten Jahrhunderts war für 15.000 deutsche Auswanderer Irland dieser Sehnsuchtsort. Regisseur Jörg Foth hat fünf Familien an der Westküste besucht. Die einen zog der Traum vom eigenen Grund und Boden; die anderen der Wunsch nach Unabhängigkeit, wieder andere trieb die Enttäuschung über die verlorenen Träume der 68er auf die grüne Insel. (Indiekino)

 

„Der Westen Deutschlands, das war in den 1960er Jahren aus jugendlicher Sicht: Aufbegehren und Beat-Club, Ostermarsch und Flower Power und die immer klarer werdende Absage der 1964er Gammler und 1967er Hippies an ihren Still- und Wohlstandsstaat. In jener Street Fighting Time war eine linke Veränderbarkeit der Welt nicht nur wie in der DDR monotone Feiertagsfloskel und unerschütterliches Selbstbestätigungszitat, hier wurde sie geträumt und von vielen unter 30 auch gewagt. Hessische Rebellionen, schwäbische Blumen und linke Zirkel Niedersachsens verbanden die ProtagonistInnen dieses Films miteinander, um das Selbstvertrauen ihrer Generation zu bewahren. Und die vermeintliche Greifbarkeit einer Utopie.

Sie blieben Forever young.“ (Jörg Foth, Tangentiale A3Z2 Startband)

 

Kehraus oder Letztes aus der Da Da eR ◄

 

KEHRAUS – DEFA KURZFILMPROGRAMM

DDR 1990, ca. 75 min                                                           14.07.

kehraus , D 1990, 27 min, Regie: Gerd Kroske

1990, KEHRAUS nachts auf den Straßen von Leipzig: Straßenkehrer räumen weg, was keiner mehr braucht. Neben vielem anderen Müll, auch abgenutzte Wahlplakate. Endzeitstimmung macht sich breit. Das was nach der DDR kommen soll, klingt vielversprechend, ist aber noch nicht fassbar. Die drei Straßenkehrer Gabi, Henry und Stefan schwankten in ihren Lebensläufen schon immer zwischen den Polen: Kinderheim, Knast, Gelegenheitsarbeiten bei der Stadtreinigung. Illusionslos, aber mit scharfem Blick für ihre Umgebung, lassen die Straßenkehrer nur eine Gewissheit gelten: Dreck wird es immer geben.

 

FRANK ◄, DDR 1990, 48 min, Regie: Hans Wintgen

Frank K., 22 Jahre, wegen Diebstahls persönlichen und „sozialistischen Eigentums“ zu vier Jahren Haft verurteilt. Das Gefängnis ist für ihn Ort der Zerstörung von Selbstbewusstsein: Angst ist in ihm, auch ein Fünkchen Hoffnung. Die Filmemacher begleiten Frank während der Haft, befragen ihn nach Zukunftswünschen, nach seinen Vorstellungen über die politischen Veränderungen „draußen“, die er vor allem über das Fernsehen miterlebt. Im März 1990 wird er nach zweieinhalb Jahren vorzeitig aus der Berliner Strafvollzugsanstalt Rummelsburg entlassen.

 

 

Märkische Trilogie Teil II+III ◄

DDR/ D 1990-1991, 35mm, ca. 127 min                               16.07.

 

MÄRKISCHE HEIDE, MÄRKISCHER SAND, 1990, 53 min, R: Volker Koepp

Der Film dokumentiert Gespräche in Zehdenick/Havel wenige Wochen vor den ersten freien Wahlen im Frühjahr 1990. Hoffnungen und Sorgen bei Geschäftsleuten, Arbeiterinnen, jungen Leuten.

MÄRKISCHE GESELLSCHAFT mbH, 1991, 74 min, R: Volker Koepp

Die politischen Veränderungen der Nachwendezeit erreichen die Provinz: Währungsunion, Wiedervereinigung. Die Russen ziehen ab, die D-Mark kommt. Ein Ende mit unsicherem Neuanfang.

 

„Wenn die Revolution die Provinz erreicht, wird sie gemächlicher, reservierter, auf Normalmaß zurückgestutzt. Denn hier ist der Alltag viel zu mächtig, um sich von revolutionären Phrasen vertreiben zu lassen. In den beiden Nachwende-Teilen seiner ‚Märkischen Trilogie‘ betrachtet Volker Koepp mit seinem Kameramann Thomas Plenert das märkische Zehdenick, die kleinen Orte im märkischen Sand, Menschen auf den Straßen, in den Kneipen, Fabriken, Geschäften. Die Plakate in den leeren Russen-Kasernen. Frauen am Band der Schnapsfabrik. Ziegeleiarbeiter an den heißen Öfen. Ein junger Mann, der tagein, tagaus kästenweise Flaschen zerschlägt, Sinnbild der Vergeblichkeit. Revolution in der Provinz, niemand sonst hat es so festgehalten, die Lächerlichkeiten, die Kleinheiten, den Alltag trotz allem, eine einsame alte Frau mit einem Protestplakat, eine Versammlung in einem Hinterzimmer, eifrige Propagandisten der CDU, die Mühe haben, auf einem Wahlzettel herauszufinden, wofür sie eigentlich sind. Koepp und Plenert registrieren, in schönen Schwarzweiß-Aufnahmen, fragen, haben Distanz und Verständnis.“ (H.Hecht, Schwarzweiß und Farbe)

Nationalstraße (Národní třída)

CZ/ D 2019, 91 min, OmdU                                        KINOSTART

Regie: Štěpán Altrichter      nach dem gleichnam. Roman von Jaroslav Rudiš

Er ist ein Kind der Vorstadt und die Faust rutscht ihm gerne mal aus. Seine Klappe ist gigantisch und sein Spitzname ist nicht ironisch gemeint: Vandam. Wie Jean-Claude van Damme. Vandam hat seine Neubau-Siedlung nie verlassen und darauf ist er stolz. Sein Leben scheint ein bisschen aus der Zeit gefallen – doch globale Entwicklungen halten sich nicht an Stadtgrenzen. Immobilien-Haie haben es auf seine Lieblingskneipe abgesehen. Auf sein Revier, seine Heimat, sein Zuhause, auch wenn von seiner Familie nichts mehr übriggeblieben ist. Jetzt soll die Kneipe abgerissen und das Grundstück neu bebaut werden. Aber das ist noch nicht alles: Die Kneipe gehört einer Frau, die er liebt. Irgendwie. Heimlich. Und ein wenig breitbeinig. Lucka heißt sie. Lucka und die Kneipe sind wie ein Licht im Dunkeln für ihn – auch wenn er das so nie sagen würde. Aber ein Krieger ist ein Krieger und kämpft für das, was ihm heilig ist.

 

 

Siberia

I/ D/ Mexiko 2020, 91 min, OmdU                              KINOSTART

Regie: Abel Ferrara

Clint ist ein vom Leben gezeichneter Mann. Um endlich seinen inneren Frieden zu finden, hat er sich in eine einsame Hütte in den verschneiten Bergen zurückgezogen. Dort betreibt er ein kleines Café, in das sich nur selten Reisende oder Einheimische verirren. Aber selbst in der Abgeschiedenheit findet Clint keine Ruhe. Eines schicksalhaften Abends bricht er mit seinem Hundeschlitten auf, getrieben von der Hoffnung, sein wahres Ich zu finden. Eine Reise durch seine Träume, Erinnerungen und Fantasien beginnt.

 

Als wir tanzten (And Then We Danced / და ჩვენ ვიცეკვეთ)

S/ Georgien/ F 2019, 113 min, OmdU                        KINOSTART

Regie: Levan Akin

Der fröhlich-verträumte Merab ist ein leidenschaftlicher Tänzer, doch etwas zu weich, findet sein Trainer. Im traditionellen georgischen Tanz verkörpern die Männer schließlich Stärke. Als eines Tages der so mysteriöse wie begabte Tänzer Irakli im Unterricht auftaucht, zieht dieser nicht nur die Aufmerksamkeit des Trainers auf sich. Während Merab und Irakli um einen begehrten Platz im Staatsballett konkurrieren, keimt zwischen den beiden eine Zuneigung auf, die immer schwerer zu unterdrücken wird. (zff.com)

 

 

Wagenknecht

D 2020, 100 min                                                               ab 12.07.

Regie: Sandra Kaudelka

Der Terminkalender von Sahra Wagenknecht platzt aus allen Nähten. Zum Arbeitsalltag der populären Linken-Politikerin gehören Interviews und Krisengespräche, Pressekonferenzen und Fotoshootings. Ein Leben mit Beifall und Bewunderung, aber auch extremem Druck und Zweifeln – ja sogar Intrigen und offenen Anfeindungen. Wagenknechts stärkster Antrieb ist der Kampf gegen das Erstarken der Neuen Rechten in Parlament und Gesellschaft. Regisseurin Sandra Kaudelka hat die Politikerin über zwei Jahre mit der Kamera begleitet und zeigt sie bei öffentlichen Auftritten, bei Besprechungen mit den engsten Mitarbeitern und in privaten Momenten. Eine dichte Beobachtung in einer nervenaufreibenden Zeit: Im Frühjahr 2017, ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl, besteht noch die Möglichkeit, dass die Linke erstmals Teil der Bundesregierung werden könnte; Anfang 2019 kündigt Wagenknecht ihren Rückzug aus der Spitzenpolitik als Folge von Erschöpfung an.

 

Schwarze Milch

D 2020, 91 min, OmdU                                               KINOSTART

Regie: Uisenma Borchu

In der mongolischen Wüste Gobi verbringen zwei Schwestern die ersten Jahre ihrer Kindheit gemeinsam, dann werden sie getrennt. Die Eine wächst in Deutschland auf, während die Andere in der Mongolei bleibt und dort das traditionelle Leben der Nomaden lebt. Doch auch noch Jahre später sehnen sich die beiden Schwestern nacheinander. Es kommt zu einem emotionalen Wiedersehen in der Wüste. Zwei Welten treffen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten, zwei Menschen, die einander brauchen, aber nicht wissen, wie sie miteinander umgehen sollen. Wird die frühere Vertrautheit die Kluft überwinden können? Es ist eine Suche nach Anerkennung und Liebe, manifestiert als Kampf der Kulturen…

Uisenma Borchu gelingt es, ein authentisches, fast dokumentarisches Bild des Lebens von Nomaden in der Wüste zu zeichnen und zugleich einen visuell und erzählerisch außergewöhnlichen Spielfilm mit eigenständiger Handschrift zu schaffen, ein Werk der Kunst – oft atemlos, immer atemberaubend, radikal und sinnlich.

Den kompletten Spielplan des Kinos für den Juli findet Ihr hier.

Termin

1 (Mittwoch) 0:00 - 31 (Freitag) 0:00

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